Kann man in Deutschland noch kostenfrei oder günstig und datenschutzkonform bloggen?

01.11.2023 11:08 Uhr

Die Frage versuche ich grade zu beantworten, nachdem @ilikebrains nach einem einfachen Setup und rechtlichen Dingen fragt, die es zu beachten gilt heutzutage.

Mein Gefühl ist, einfach loslegen ist nicht mehr.

Früher hat man sich bei wordpress.com, blogger, Medium, Posterous oder ähnlichen Diensten kostenlos ein Blog erstellt, ein Theme ausgesucht und losgeschrieben. Seit der DSGVO und weiteren EU-Vorgaben z.B. für Cookies, ist es hier schwieriger für Betreiber. Klar, das Ganze ist im Sinne der Nutzer gedacht, zum Schutz der personenbezogenen Daten, aber ehrlich gesagt, kenne ich Niemanden, der/die z.B. von Cookie-Consent-Bannern nicht genervt ist. Wer liest sich Datenschutzbestimmungen durch außer Abmahnanwälte?

Also, was gibt es für Möglichkeiten, wenn man privat bloggen will und keine eigene Domain, kein Hosting, keine Programmierkenntnisse hat und auch nicht viel ausgeben kann oder möchte? Sieht dünn aus am Horizont. Ich hab auch den Eindruck, das Thema wird sich in den nächsten Jahren eher verkomplizieren statt bessern. Wenn man Geld ausgeben kann oder möchte, muss man glaube ich mit 6-20 Euro pro Monat schon rechnen für Hosting, SSL-Zertifikat und ggf. Software, Consent-Manager etc. Hängt auch von den eigenen Kenntnissen ab.

Impressum und Datenschutzangaben bekommt man z.B. mit den Generatoren von Thomas Schwenke oder eRecht24 hin.

Was ich in Sachen Software und Anbieter finden konnte:

Nicht selbst gehostet

Die meisten Anbieter, die man findet liegen in den USA, oder zumindest nicht in der EU. Dort gelten andere, lockerere Bestimmungen, heißt, sie liefern in der Regel nicht von Haus aus DSGVO-konforme Rahmenbedingungen. Ich kann die Dienste nicht im Detail beurteilen, liste hier aber mal auf, was ich ergoogelt hab oder noch aus der Vergangenheit kenne.

  • Write.as im Fediverse anzusiedeln, kostet 6$ gehostet1. Kenne die Details nicht, evtl. aber interessant. Siehe auch weiter unten.
  • Wordpress.com. Nicht in der EU gehostet, soweit ich weiß. Hier werden meines Wissens Plugins genutzt, die z.B. Google Fonts laden. Ist kritisch, hätte ich kein gutes Gefühl bei.
  • Wix, auch nicht EU, angeblich ab 0,- laut blog.de, finde dazu aber nichts bei Wix.
  • Medium, konnte ich grade nichts Konkretes zu finden. Eventuell einen Blick wert. Vermute aber ist exakt wie bei den anderen Nicht-EU-Services eher gefährlich.
  • Blogger.com von Google, aktuelle Details sind mir unklar
  • Ghost, (gibt es noch?!) ...auch nicht EU, geht ab 9$ los
  • Squarespace ab 12€ , auch nicht EU

Wenn man ein Webhostingpaket, eine eigene Domain hat und sich sogar im Shell zuhause fühlt, bieten sich andere Möglichkeiten:

Selfhosted

  • Hier ist Wordpress natürlich naheliegend, aber Vorsicht. Um WP dahin zu bringen, dass es datenschutzkonform läuft und halbwegs sicher ist gegen Angriffe, muss man einigen initialen Aufwand betreiben. Ich glaube es gibt kein kostenloses, vernünftiges Cookie-Consent-Plugin mehr. Etliche sonstige Plugins laden Google Fonts oder schicken IP-Nummern irgendwo hin. Das hat man als Laie auch gar nicht im Blick oder weiß, wie man es abstellt. Es gibt bei uns viele Provider, die Hostingpakete speziell für und mit Wordpress anbieten, ich hab leider mit keinem dieser gute Erfahrungen gemacht (in Kundenprojekten). Manche nehmen für ein SSL-Zertifikat nochmal zusätzlich Kohle.
  • Wenn man programmieren kann, bieten sich Flat-File-Systeme an, wie Kirby hier bei mir oder vorher Grav, die aber teilweise keine Blogging-Funktionalitäten direkt bei der Installation mitbringen. Sprich: Aufwand. Sobald Kontaktformulare und Kommentar-Funktionalitäten in Betracht gezogen werden, ist man wieder beim Thema personenbezogene Daten. Gleiches Thema beim der Webanalyse.
  • Was hat das Fediverse zu bieten? Writefreely, habe ich leider keine Erfahrung mit.

Links

Weiteren Infos und Details, vor allem auch zur rechtlichen Lage:

Ergänzende Infos aus den Kommentaren

Ich wäre sehr dankbar für weitere Erfahrungen und Empfehlungen! Werde den Artikel ergänzen sobald ich Neues in Erfahrung bringe.

— Sascha

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